Bei meinen wöchtenlichen Spaziergang durch den 1.Bezirk schaute ich wieder einmal bei der Galerie Peithner vorbei. Ich wurde dort auf einen Tonkopf aufmerksam der extrem auf mich wirkte wie keine Figur vorher. Man spürte sehr stark das Böse, die Verzweiflung, die Depression die der Künstler in den Ton knetete. Entstanden ist etwas, was ich mir sicher nicht ins Schlafzimmer stellen würde. Entstanden ist jedoch auch ein extrem lebendig wirkendes Kunstwerk. So möchte ich das Wirken auf mich ausdrücken. Ich kannte den Künstler Walter Wolf nicht, habe jedoch später erfahren, daß der angesprochene Tonkopf im Keller der Justizanstalt Hirtenberg entstanden ist. Dann war mir alles klar.

Habe Ihre Anmerkung mit Interesse gelesen. Und ich freue mich ueber Ihre Reaktion, wenn auch die Stuecke, die Sie gesehen haben, nicht in Hirtenberg entstanden sind und auch keinerlei Beziehung - wie ich meine - zu jenem Teil meiner Vergangenheit haben. Wobei man natuerlich sagen muss, dass wir in jedem Augenblick sowohl seiend als auch schaffend immer Produkt unserer Vergangenheit sind. Und natuerlich sind Erlebnisse wie jene von Ihnen angesprochenen gravierend, formend und letztendlich unvergesslich.
Sie sagen, Sie koennten sich diese Stuecke nicht ins Schlafzimmer stellen. Das hat mich am meisten gefreut, denn Kunst ist - meiner Auffassung nach - nichts, was man als schoenende Dekoration in ein Irgendwohin platzieren kann und darf. Die Synonymitaet von Kunst und Gefallen ist eine synthetische und in keiner Weise dann nachvollziehbar, wenn Kunst Aussage sein soll. Leben und Existieren bedeutet stets Konfrontation mit Licht, aber auch mit Schattenseiten. Und jene Schattenseiten sind es, die - wie uns allen bekannt ist - jene formenden Elemente sind, die dem Leben Richtung weisen und Ziele angeben koennen. Schoenheit ist vergaenglich, Leben bleibt. Das nur dazu.