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WARUM TON?
Gedanken zu meinen Keramik- Arbeiten - Skulpturen
„UTIS 49“ - Walter WOLF;
Wenn ich gefragt werde – und das passiert häufig – wie lange ich für eine Plastik gebraucht habe, sage ich immer: 50 Jahre. Bald 55, um genau zu sein. Wissen Sie, ein Kunstobjekt ist immer das Resultat eines ganzen Daseins. Sein Zustandekommen beinhaltet alle Strebungen und Facetten des Gelebten. Alles Erlebte, Gelittene, Erlernte. Es ist die Summe dessen, der es geschaffen hat. Darin unterscheidet es sich von beauftragtem „Kitsch“. Dazu kommt natürlich noch die Eigendynamik des Materials. Die Wahl desselben und die Materie an sich.
Keramik, Ton ist dynamisch, lebendig und fügt sich dem Formenden in hohem Maße. Beeinträchtigt weder durch Härte wie Stein, durch widerständliche Struktur wie Holz noch durch die thermische Problematik wie etwa Glas. Dennoch prägt er die endgültige Form der Arbeit, lässt nur Gewisses zu, verweigert sich oftmals.
Ton lebt - er lebt durch die Kraft dessen, der ihn bearbeitet und er lässt ein Höchstmaß an Kreativität zu. Dennoch zeigt der Ton in oft schmerzlicher Grausamkeit, dass der Begriff Kunst von „Können“ kommt. Spätestens nach dem Brennen des fertigen Stückes. Er verzeiht keine Fehler, nicht den geringsten und widersetzt sich ihm inadäquater Formen bis zuletzt. Er ist widerspenstig, bösartig oft – aber nur dann, wenn er der ihm aufgegebenen/ aufgezwungenen Form „entgegen“ ist. Man kann es als Laie nicht oder nur sehr schwer glauben, aber es gibt Ton, der einfach nur religiöse Motive zulässt oder nur solche tiefster menschlicher Einsicht, fratzenhafte, groteske, grenzgängerische.
Dass ich die Muster fast immer aus dem menschlichen Bereich nehme, also die Emotionen, die ich gestalterisch zu vermitteln versuche, stets an humane Formen gebunden sind, liegt wohl an meinen medizinischen Wurzeln, die naturgemäß die Umfänge des für mich Wesentlichen darstellen. Die menschliche Gegebenheit in ihrer Grenzsituation, ihrer grotesken Unvollkommenheit und ihr, bis ins Abstrakte erweitertes Ausdrucksspektrum.
Das Antlitz als Expression der entzügelten impressiven Wahrnehmung. – Und im Gegenzug das Maß aller Dinge. Das Wesentliche, dem jede Zuordnung untergeordnet ist. Das Theomorphe wie das Niedrige, Diabolische. Aber auch das Einfache, Biedere, Gewöhnliche. Das Maskenhafte und Lächerliche. Maß aller Dinge, weil man sich jederzeit in allem wiederfindet und dadurch das Seiende als solches bestimmbar macht. Als Statisches, in sich Ruhendes oder als in sich Verfließendes, je nach Temperament und Grad der Einsicht. –
Jede meiner Arbeiten ist Ausdruck jener genannten, zweifellos komplexen, und hierorts auch bloß in Form huschender Schatten dargestellten Sichtweise der Dinge. Und Grund auch, warum ich kaum etwas schaffe, was man gemeinhin als „schön“ bezeichnen könnte. Etwas, welches „in sich ruhende Symmetrie“ etwa genannt werden kann oder „wohlgefälliges Ebenmaß“. Nicht nur, weil ich meine, diese Formen seien doch schon, und von zweifellos berufener Hand im Vergangenen gestaltet worden und man damit doch bloß Plagiate hätte schaffen können, sondern auch und vor allen Dingen, weil nur die überzeichnete, expressive Transzendenz die von mir beabsichtigte Ausdrucksbreite ermöglicht.
Nur dann tritt die Form hinter die Aussage in den Hintergrund, wird der Anschauung das gewünschte Muster eingeprägt, kann der Betrachter eben jenes geforderte Maß der Dinge sein.
Gedanken zu meinen Keramik- Arbeiten - Skulpturen
„UTIS 49“ - Walter WOLF;
Wenn ich gefragt werde – und das passiert häufig – wie lange ich für eine Plastik gebraucht habe, sage ich immer: 50 Jahre. Bald 55, um genau zu sein. Wissen Sie, ein Kunstobjekt ist immer das Resultat eines ganzen Daseins. Sein Zustandekommen beinhaltet alle Strebungen und Facetten des Gelebten. Alles Erlebte, Gelittene, Erlernte. Es ist die Summe dessen, der es geschaffen hat. Darin unterscheidet es sich von beauftragtem „Kitsch“. Dazu kommt natürlich noch die Eigendynamik des Materials. Die Wahl desselben und die Materie an sich.
Keramik, Ton ist dynamisch, lebendig und fügt sich dem Formenden in hohem Maße. Beeinträchtigt weder durch Härte wie Stein, durch widerständliche Struktur wie Holz noch durch die thermische Problematik wie etwa Glas. Dennoch prägt er die endgültige Form der Arbeit, lässt nur Gewisses zu, verweigert sich oftmals.
Ton lebt - er lebt durch die Kraft dessen, der ihn bearbeitet und er lässt ein Höchstmaß an Kreativität zu. Dennoch zeigt der Ton in oft schmerzlicher Grausamkeit, dass der Begriff Kunst von „Können“ kommt. Spätestens nach dem Brennen des fertigen Stückes. Er verzeiht keine Fehler, nicht den geringsten und widersetzt sich ihm inadäquater Formen bis zuletzt. Er ist widerspenstig, bösartig oft – aber nur dann, wenn er der ihm aufgegebenen/ aufgezwungenen Form „entgegen“ ist. Man kann es als Laie nicht oder nur sehr schwer glauben, aber es gibt Ton, der einfach nur religiöse Motive zulässt oder nur solche tiefster menschlicher Einsicht, fratzenhafte, groteske, grenzgängerische.
Dass ich die Muster fast immer aus dem menschlichen Bereich nehme, also die Emotionen, die ich gestalterisch zu vermitteln versuche, stets an humane Formen gebunden sind, liegt wohl an meinen medizinischen Wurzeln, die naturgemäß die Umfänge des für mich Wesentlichen darstellen. Die menschliche Gegebenheit in ihrer Grenzsituation, ihrer grotesken Unvollkommenheit und ihr, bis ins Abstrakte erweitertes Ausdrucksspektrum.
Das Antlitz als Expression der entzügelten impressiven Wahrnehmung. – Und im Gegenzug das Maß aller Dinge. Das Wesentliche, dem jede Zuordnung untergeordnet ist. Das Theomorphe wie das Niedrige, Diabolische. Aber auch das Einfache, Biedere, Gewöhnliche. Das Maskenhafte und Lächerliche. Maß aller Dinge, weil man sich jederzeit in allem wiederfindet und dadurch das Seiende als solches bestimmbar macht. Als Statisches, in sich Ruhendes oder als in sich Verfließendes, je nach Temperament und Grad der Einsicht. –
Jede meiner Arbeiten ist Ausdruck jener genannten, zweifellos komplexen, und hierorts auch bloß in Form huschender Schatten dargestellten Sichtweise der Dinge. Und Grund auch, warum ich kaum etwas schaffe, was man gemeinhin als „schön“ bezeichnen könnte. Etwas, welches „in sich ruhende Symmetrie“ etwa genannt werden kann oder „wohlgefälliges Ebenmaß“. Nicht nur, weil ich meine, diese Formen seien doch schon, und von zweifellos berufener Hand im Vergangenen gestaltet worden und man damit doch bloß Plagiate hätte schaffen können, sondern auch und vor allen Dingen, weil nur die überzeichnete, expressive Transzendenz die von mir beabsichtigte Ausdrucksbreite ermöglicht.
Nur dann tritt die Form hinter die Aussage in den Hintergrund, wird der Anschauung das gewünschte Muster eingeprägt, kann der Betrachter eben jenes geforderte Maß der Dinge sein.